Hochgefühl beim Ski-Comeback

Schon seit Jahren nicht mehr auf Skiern gestanden? In der Region Zell am See im Salzburger Land gibt es ein spezielles Angebot für Wiedereinsteiger

Elegant ist anders: Breitbeinig, die Skistöcke auf weit nach vorne ausgestreckten Armen balancierend, rutschen wir in weiten Schwüngen über die Piste Richtung Tal. Übungen wie diese sollen den Einstieg in „zeitgemäßes alpines Fahrverhalten” erleichtern. „Vergesst alles, was ihr einmal über Wedeln und Parallelschwünge gelernt habt”, hatte Skilehrer Wolfgang seiner kleinen Gruppe schon beim Weg zum Kitzsteinhorn geraten. Am frühen Morgen war der Berg noch in Nebel verhüllt gewesen. Auf dem 3000 Meter hohen Gipfel angekommen, eröffnet sich über den Wolken ein atemberaubender Panoramablick auf die majestätischen Alpenriesen der Hohen Tauern, direkt vor den Toren der Region Zell am See-Kaprun im Salzburger Land. Schon allein die Aussicht verschafft das erste Hochgefühl.

Die meisten von Wolfgangs Schützlingen sind jenseits der 40 oder 50 und haben, weil Kinder oder Karriere ihren Tribut forderten, die alten Bretter seit etlichen Jahren nicht mehr aus dem Keller geholt. Sie gehören zu einer wichtigen – bislang wenig beachteten – Zielgruppe für die Wintertourismusbranche: Laut einer aktuellen Marktforschungsstudie soll es alleine in Deutschland rund neun Millionen Menschen geben, die zum ersten Mal in ihrem Leben oder nach längerer Pause gerne wieder einmal die Ski anschnallen wollen. Der Reiseveranstalter TUI hat dort offenbar eine Marktlücke erkannt und seit diesem Jahr ein spezielles dreitägiges Programm („Dein Ski-Comeback) in den Winterkatalog aufgenommen.

Sicher ins Tal schwingen

Außer der Anreise (von Palma aus am bequemsten über Salzburg) ist für alles gesorgt: Hotel, Skipass, Skiunterricht und Leihausrüstung sind inklusive, so dass sich der Pisten-Neuling ganz auf seine Berührung mit dem Schnee konzentrieren kann. Wolfgang, der mit seinem Dauergrinsen und immer guten Laune perfekt das Klischee vom österreichischen Skilehrer bedient, zeigt die Ausgangsposition für die neue Technik: „Die Beine stehen hüftbreit auseinander, der Talski befindet sich etwas weiter vorne, der Oberkörper ist zum Tal hin geöffnet. Das sieht vielleicht nicht so schön aus wie die alte Wedeltechnik, aber der Bewegungsablauf ist natürlicher, schneller zu lernen und auch sicherer.”

Überhaupt sei Skifahren durch die Weiterentwicklung von Ausrüstung und Fahrtechnik – breite, kurze und dadurch wendige Ski haben die alten, langen, schmalen Bretter seit etwa zehn Jahren abgewechselt – sicherer geworden. Damals dachte auch kaum jemand daran, beim Skifahren einen Helm aufzusetzen, heute gehört der Schutz vor Kopfverletzungen längst zum Standard, auch Rückenprotektoren setzen sich nach den Worten des Profis von der Alpin-Skischule Schneider in Zell am See immer mehr durch. Dass die Unfallgefahr auf der Piste dennoch nie ganz auszuschließen ist, macht ein Zwischenfall am Hausberg von Zell am See, der Schmittenhöhe, deutlich: Ein Raser, der offenbar die Kontrolle verloren hat, rauscht von hinten heran, kann nicht mehr rechtzeitig bremsen, brettert über Wolfgangs Skier und landet schließlich nach einigen Purzelbäumen unsanft auf dem Hosenboden. „Der hat ganz schön nach Alkohol gerochen“, will eine der Kursteilnehmerinnen bemerkt haben.

Skifahren und genießen

Ansonsten geht der Betrieb in dieser insgesamt 138 Pistenkilometergroßen Skiregion – verteilt auf Kitzsteinhorn, wo der Gletscher ganzjährigen Skispaß garantiert und das Freeriden im Tiefschnee auch für Könner eine Herausforderung ist, der Schmittenhöhe (bis 2000 Meter), wo ein dichtes Netz an modernen Seilbahnen und Liften alleine77Pistenkilometererschließen, und dem kleineren Familienskigebiet Maiskogel – in diesen Januartagen angenehm entspannt vonstatten: null Wartezeiten an den Liften, perfekte Infrastruktur durch ein Netz aus Service- und Verleihstationen und eine ansprechende Gastronomie mit guter Küche und fairen Preisen in den Hütten und Gipfelstationen.

Wintersport ist heute eine Frage des Lifestyles: Dass Skifahrer nicht nur sportlich, sondern oft auch kulinarisch ambitioniert sind, ist den Fremdenverkehrsverbänden der Region Zell am See Kaprun und des Salzburger Lands bewusst: In einem Büchlein haben sie „Genusswege im Salzburger Land“ zusammengestellt, in der die Pinzgauer Region besonders stark vertreten ist, unter anderem durch Hauben-Restaurants wie den „Erlhof“ in Zell am See und urig gemütliche Lokale wie das „Jagawirt“ in Kaprun, dessen Wildgerichte ein Gedicht sind. Auch das Wellness-Angebot kann sich sehen lassen, wobei das erst vor zweiJahrener öffnete Hotel

Tauernspa mit einer Wasser- und Saunenlandschaft auf 20.000 Quadratmetern eine der besten Adressen ist. Ob Winter oder Sommer: Im Gegensatz zu Mallorca hat es das Salzburger Land geschafft,den Tourismusbetrieb fast gleichmäßig auf das ganze Jahr zu verteilen.

 

Gabriele Küster, MM6/2013

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